SOS Mediterranee
SOS Mediterranee e.V. ist eine zivilgesellschaftliche Hilfsinitiative zur Rettung von Flüchtlingen in Seenot auf dem Mittelmeer. Der Verein ist der deutsche Teil des SOS-Mediterranee-Verbundes mit SOS Mediterranee Frankreich und SOS Mediterranee Italien.
Inhaltsverzeichnis
HintergrundBearbeiten
Mit den Konflikten in Nordafrika, der terroristischen Bedrohung in Ost- und Westafrika und dem Bürgerkrieg in Syrien nahmen die Versuche von Migranten, über das Mittelmeer in die EU zu gelangen, ab 2013 stark zu.
Italien startete mit einem Verbund aus Marine und Küstenwache die Aktion Mare Nostrum, zu der Premierminister Matteo Renzi sagte, es sei eine Pflicht Italiens, Menschenleben im Mittelmeer zu retten. Wir dürfen nicht erlauben, dass das Mittelmeer zu einem Friedhof wird. Die EU darf nicht einfach wegschauen, sagte Renzi.[1] Im Herbst 2014 wurde die italienische Rettungsaktion Mare Nostrum beendet. Die europäischen Staaten und die Europäische Kommission hatten sich geweigert, die Kosten für die Aktion, die bis dato nur von Italien getragen wurden, mit zu übernehmen. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hatte die Operation in dem Zeitraum ihrer Aktivität rund 150.000 Menschen das Leben gerettet.[2] Es gab nach der Beendigung von Mare Nostrum kein Konzept für die Folgezeit.
Klaus Vogel war der Ansicht, es brauche eine Seenotrettung, wie es sie hierzulande mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gibt: ein zivilgesellschaftliches Engagement auf See, das Menschen zu Hilfe eilt und geeignete Mittel dafür hat. Dies war die Idee für die Gründung von SOS Méditerranée als Verein.[3]
VereinBearbeiten
Der Verein SOS Mediterranee wurde im Mai 2015 in Berlin gegründet. Vorsitzender ist der Kapitän Klaus Vogel. Er war bis zu seinem Engagement für den Verein für die Reederei Hapag Lloyd in der Containerschifffahrt tätig.
Bei der Gründung war es das Ziel des Vereins, so schnell wie möglich mithilfe privater Spenden ein 60 bis 80 Meter großes Schiff zu mieten oder zu kaufen, das 600 bis 800 Schiffbrüchige an Bord nehmen und notdürftig medizinisch versorgen können sollte. Das Schiff musste seetauglich sein, so dass es die Grenze zu den libyschen Hoheitsgewässern befahren konnte.[4] Bis Januar 2016 sammelte der Verein rund 270.000 Euro.
Zunächst war das etwas kleinere Schiff Markab, ein ehemaliges Lotsenboot der niederländische Lotsenvereinigung, im Gespräch. Am 22. Dezember 2015 unterschrieb der Verein den Chartervertrag für die Aquarius und übernahm das Schiff im Hafen von Mukran auf Rügen.[5] Das Schiff wurde zunächst nur für drei Monate gechartert.
AquariusBearbeiten
Die Aquarius wurde 1976/77 als Fischereischutzboot auf der Lürssen-Werft in Bremen gebaut. Das Schiff ist 77 Meter lang und hat einen Tiefgang von 5,6 Metern. Das Schiff ist mit zwei schnellen Beibooten ausgerüstet.[6] Eine Krankenstation wurde an Bord eingerichtet.
Das hochseetaugliches Schiff hat viel Platz unter Deck. Die Kapazität wird mit 200 bis 500 Menschen angegeben.[7]
EinsatzBearbeiten
Am 4. Februar 2016 verließ das Schiff Bremerhaven in Richtung Mittelmeer. Bei der vorherigen Pressekonferenz im Deutschen Auswandererhaus informierten Klaus Platz und Kapitän Klaus Vogel von SOS Mediterranee über den Verein, die bevorstehende Mission und die große Spendenbereitschaft, die half, das Hilfsprojekt verwirklichen zu können. Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) verabschiedete Besatzung und Schiff.
An Bord des Schiffes befindet sich neben der seemännischen Besatzung zusätzliches SAR-Personal und ein Team der Ärzte der Welt. Die Rettungseinsätze werden von der Leitstelle MRCC Rom koordiniert. Dort wird auch entschieden, wohin die Aquarius die geretteten Personen bringt. Einsatzgebiet des Schiffes ist das Seegebiet zwischen Sizilien, Lampedusa und Libyen.[8]
Beim ersten dreiwöchigen Seeeinsatz wurden insgesamt 193 Menschen gerettet. Am 21. März 2016 gab Kapitän Klaus Vogel bekannt, die Seenotrettung bis Ende 2016 zu verlängern.[9]
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Renzi für Verlängerung von „Mare Nostrum“. In: Südtirol Online, Italy. Abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ IOM Applauds Italy’s Life-Saving Mare Nostrum Operation: "Not a Migrant Pull Factor", International Organization for Migration, 31. Oktober 2014.
- ↑ Flüchtlinge im Mittelmeer: Die Kurskorrektur. In: Tagesspiegel. 2. Februar 2016, abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ Martin Klingst: Flüchtlinge: Wo Tritons Hilfsbereitschaft aufhört. In: Die Zeit. ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 24. März 2016]).
- ↑ Das erste Rettungsschiff von SOS MEDITERRANEE sticht demnächst in See. Flüchtlingsrat NRW, abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ „Die See darf kein Grab für Menschen sein“. In: Kreiszeitung. 1. Februar 2016, abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ SOS Méditerranée | Our Ship. SOS Méditerranée, abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ „SOS Mediterranee“ schickt Flüchtlingsschiff Aquarius ins Mittelmeer. Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven, abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ Unterstützung und News von SOS Mediterranee. Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation, abgerufen am 24. März 2016.